Filmstart: 02.07.2009
Originaltitel: Achterbahn
FSK: Ab 12
Verleih: Rohfilmverleih
Laufzeit: 89 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Peter Dörfler
Mitwirkende: Norbert Witte, Pia Witte, Sabrina Witte, Marcel Witte
Inhalt: Einmal Schausteller, immer Schausteller – dieser Satz beschreibt Norbert Witte perfekt. Selbst auf dem Rummel groß geworden, gibt es auch für ihn nichts anderes als der Erfolg mit Fahrgeschäften und Attraktionen. Doch die anfängliche Erfolgsgeschichte des bekannten Witte und seiner Familie wendet sich nach und nach zum Desaster. Sein Traum, aus dem Berliner Spreepark den größten Rummelplatz des gerade wiedervereinigten Deutschlands zu machen, scheitert. Als die völlige Pleite kurz bevor steht, setzt Witte sich mit einem großen Teil der Fahrgeschäfte und seiner Familie im Schlepptau nach Peru ab. Dort hofft er auf den großen Erfolg, der ihm in Berlin verwehrt blieb und dort nur Schulden einbrachte. Doch auch in den fernen Gefilden laufen die Geschäfte schlecht– die Instandhaltungskosten übertreffen die Einnahmen bei weitem und machen die Situation immer aussichtsloser. In dieser Verzweiflung verwickelt Norbert Witte sich und seinen Sohn in Drogengeschäfte. Als die Sache auffliegt, kommen beide in den Knast. Während der Vater seine Strafe aufgrund einer Herzerkrankung in Deutschland absitzen kann, bleibt sein Sohn in Peru. In einem der härtesten Gefängnisse der Welt verbüßt er eine Strafe von 20 Jahren.
Unsere Meinung: Die Geschichte der Familie Witte erscheint fast wie ein Drehbuch aus Hollywood – so tragisch und unglaublich erscheinen die Ereignisse rund um den Rummelkönig Norbert Witte. Regisseur Peter Dörfler hat aus diesem Stoff aber keinen Spielfilm, sondern eine Dokumentation gemacht. In 89 Minuten kommen Norbert Witte, seine Frau Pia, die Tochter Sabrina und der in Peru einsitzende Sohn Marcel per Telefon zu Wort. In Form von alten Fotos und Erinnerungen von Familie und Freunden erhält der Zuschauer ein sehr privates Bild vom Leben und Schicksal des Norbert Witte – vom Kennenlernen mit seiner jetzigen Exfrau, der Geburt der Kinder, bis hin zur Pleite in Peru. Regisseur Dörfler ist es gelungen, ein sehr bewegendes Porträt eines gescheiterten Unternehmers zu zeichnen. Die Schaustellerei war sein Leben und noch heute versucht er daran festzuhalten. Das Schicksal des Sohnes – an dem er alles andere als unbeteiligt ist – scheint er vorwiegend auszublenden. Stattdessen schmiedet er bei seinen täglichen Freigängen neue Pläne für einen Rummelplatz. Kontrastprogramm bietet die Reise seiner Exfrau und der Tochter Sabrina nach Lima, um Marcel Witte endlich aus dem Gefängnis herauszubekommen. Schockierende Bilder vom Knastleben und den Gepflogenheiten dort unterstreichen die bedrückende Stimmung angesichts des Schicksals des jungen Mannes. „Achterbahn“ ist eine sehr intensive Dokumentation, die keinen Zuschauer unberührt lässt. Ein ohnmächtiger Norbert Witte, der mit seinem Scheitern kaum umzugehen weiß und sein isolierter Sohn, der in Peru ums Überleben kämpft – das traurige Ende einer medienträchtigen Erfolgsgeschichte.
Fazit: Bewegende Dokumentation mit intensiven – weil echten – Bildern. Keine Schauspieler, sondern die Betroffenen selbst erzählen ihre Sicht der Dinge. Das berührt und ist einen Kinobesuch durchaus wert. Vorausgesetzt, man zeigt Interesse an der Geschichte und verfolgt das Gezeigte aufmerksam. Wer dafür offen ist stellt fest, dass nicht immer ein rasanter Hollywoodspielfilm her muss, um zu beeindrucken. Das gibt von uns 70/100 Punkten.
(cap)
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