Filmstart: 10.09.2009
Originaltitel: Antichrist
FSK: Keine Jugendfreigabe
Verleih: MFA
Laufzeit: 108 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Lars von Trier
Drehbuch: Anders Thomas Jensen
Darsteller: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg
Inhalt: Nach dem Tod des kleines Sohnes ist für das namenlose Ehepaar nichts mehr wie vorher. Vor allem die Frau quälen Trauer und Schuldgefühle. Praktisch, dass der eher gefasste Mann Therapeut ist und es sich zur Aufgabe macht, seiner gebrochenen Frau in der schweren Phase beizustehen. Neben Heulattacken wird die Frau ebenfalls von Angstanfällen und Aggressionen heimgesucht. Langsam findet der Ehemann heraus, dass seine Frau ihre Angst auf einen speziellen Ort fokussiert: den Garten Eden, in dem sie und der verstorbene Sohn bereits Urlaube verbracht haben. Um die Frau weiter erfolgreich zu therapieren, fährt der Mann mit ihr zusammen in den besagten Wald. Während sie sich dort aufhalten, erlebt der Mann immer wieder merkwürdige Dinge: Tiere tauchen plötzlich auf, der Wind raschelt verheißungsvoll in den Bäumen – die Natur scheint etwas im Schilde zu führen. Obwohl seine Frau sich langsam auf dem Weg der Besserung zu befinden scheint, wird er das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmt.
Unsere Meinung: Lars von Trier ist bekannt für seine experimentellen Filme. Spätestens seit er Superstar Nicole Kidman 2003 in „Dogville“ durch auf den Boden aufgemalte Kulissen wandeln ließ, ist das für die Mehrheit der Filmfreude kein Geheimnis mehr. In seinem neusten Werk lässt er die beiden einzigen Darsteller Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg zwar durch einen echten Wald streifen, aber das ist auch schon so ziemlich alles, was an diesem Plot konventionell ist. Von Trier entführt den Zuschauer in eine unheimliche Welt mit einer sehr düsteren Grundstimmung. Das Darstellergespann spielt darin intensiv und führt in die Tiefen der menschlichen Psyche in einer besonders tragischen Ausgangssituationen. Als Kinobesucher muss man da schon sehr robust sein, damit die depressive Stimmung sowie die gräuliche Kulisse einen nicht verschlingen. Aber das ist noch nicht alles: Sex und Gewalt sind ein nicht unerheblicher Teil des Films und werden sehr radikal eingesetzt – so sehr, dass es die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet. Stellenweise will man schreiend das Kino verlassen, weil man sich das nicht mehr ansehen möchte. Möglicherweise ist das genau der Effekt, den Lars von Trier erzielen wollte. Aber ist es das, was der Zuschauer erleben will?
Die Geschichte ist zunächst schwerfällig, die Dialoge reißen nicht vom Hocker und auch wenn man den Schauspielern Mut für ihre Darstellung aussprechen kann, so fragt man sich dennoch, warum ein bekannter Hollywoodstar solch eine Rolle annimmt. Vielleicht ist es ja die Aussicht auf eine Auszeichnung für diese Leistung. Das Drehbuch kann eigentlich keinen Anreiz geboten haben. Das Verlassen des Kinosaals bringt ein Aufatmen mit sich, auch wenn viele Bilder sich leider vorerst in das Gehirn eingebrannt haben. Einziges echtes Lob ist einer Reihe von gelungenen Zeitlupen-Aufnahmen zu machen. Der namenlose Horror, der in Allem und in Nichts sitzt, erfährt eine zeitweise gut geglückte Darstellung. Dennoch ist dieser Film eine echte Zumutung für Leute mit gutem Geschmack – zart besaitete Gemüter sollten um diesen Film erst recht einen großen Bogen machen. Nicht nur die Figuren erleiden Qualen, sondern auch der Zuschauer, wenn er sich dieses Treiben mit ansehen muss.
Fazit: Experimentell und provokant muss nicht automatisch herausragend sein. Von Trier mutet dem Zuschauer mit „Antichrist“ einen seltsamen und derben Horrorfilm zu, der schwer bis zum bitteren Ende zu ertragen ist. Lediglich für einige gute Filmsequenzen und die unheimliche Grundstimmung können wir hierfür noch gerade so 20/100 Punkten geben.
(cap)
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