Filmstart: 18.09.2008
Originaltitel: Kunsten å tenke negativt
FSK: Ab 12                    
Verleih: Kool
Laufzeit: 79 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Bård Breien
Darsteller: Fridtjov Såheim, Kirsti Eline Torhaug, Henrik Mestad, Marian Saastad Ottesen, Kari Simonsen, Per Schaaning, Kjersti Holmen

Die Kunst des negativen Denkens

Inhalt: Seit Jahren bringt das skandinavische Kino rabenschwarze Komödien hervor. Mit „Die Kunst des negativen Denkens“ schuf Bård Breien sein Langfilmdebüt, auch wenn dieses schon nach 79 Minuten endet.
Therapeutin Tori ist bei Ihrer Arbeit. Ihrer Selbsthilfegruppe trichtert sie ein, dass allein positive Gedanken weiterhelfen. Sei die Situation auch noch so verzwickt, die Erkenntnis, dass es einen guten Ausweg gibt, hilft. Die Sitzungsteilnehmer stimmen zu und haben sich der Schönrederei ebenfalls verschrieben. Neuster Gedanke Toris ist die Vergrößerung der Gruppe und ein potentieller Neueinsteiger ist schnell gefunden: Geirr. Gelähmt, an den Rollstuhl gefesselt und fertig mit der Welt. Einzig Kriegsfilme und Johnny Cash stellen seinen Lebensinhalt dar. So wundert es wenig, dass seine Frau Invild gewillt ist, diese Situation zu ändern. Sie lädt Tori und ihre Gruppenmitglieder ins gemeinsame Heim ein, in der Hoffnung, dass durch Gleichgesinnte die festgefahrene Situation gelockert und ihre Ehe mit Geirr gerettet werden kann. Allerdings hat Geirr gänzlich andere Vorstellungen von der Welt und es dauert nicht lang, bis er das Zepter des Gruppentherapeuten an sich reißt…

Die Kunst des negativen Denkens

Unsere Meinung: Der Film stellt sich der modischen „Alles wird gut“ – Ansicht komplett in den Weg und fährt ausgesprochen gut damit. Therapeutin Tori ist das Lachen förmlich ins Gesicht gemeißelt, Probleme gibt es nicht – bis sie herausbrechen. Die Fassade aller positiv-denkenden Teilnehmer beginnt langsam zu bröckeln. Problembefallene Aspekte werden nicht länger im „Kotzbeutel“  still und leise begraben, sondern erstmalig unter der Regie von Geirr diskutiert. Eine neue Erfahrung für alle Gruppenmitglieder. Mag die Methodik Geirrs manchmal etwas zweifelhaft erscheinen, sie zeigt Wirkung. Und das nicht zu knapp. Entgegen sonstiger Therapievorschriften verhelfen Alkohol, Gras und eine Partie „russisch Roulette“ zur Problemlösung.
Diskussionsanstöße innerhalb der Gruppe geben die Anmerkungen Geirrs, die niemals etwas Positives beinhalten, dafür aber mit negativen Gedanken vollgestopft sind. „Wir scheißen auf die Welt, wir scheißen auf dich, wir scheißen auf einfach alles!“. Manch einem Zuschauer mag die direkte negative, beinah zynische, Art Geirrs verwirren. Immerhin geht es anderen weit schlechter als ihm. Aber seine „Kunst“ alles negativ und schlecht zu sehen macht ihn authentischer als alle anderen Gruppenmitglieder zunächst sind. Es muss einem tatsächlich auch mal sch****  gehen, um festzustellen, dass es so schlimm gar nicht ist. Im Gegenteil: Davon kann letztendlich auch Gruppenmitglied Lillemor ein Lied von singen. Sie ist weder an einen Rollstuhl gefesselt, noch gelähmt. Allein ihre Psyche macht sie krank und ihr Leben wohl nur wenig lebenswert. Ein ernstes Thema, das im Film mehrfach diskutiert wird.
Und all das verpackt mit bitterbösen Dialogen, grundehrlichen Wahrheiten und einer Prise gepflegtem Sarkasmus.

Die Kunst des negativen Denkens

Fazit: Ein Film, der Einblicke in ein Leben jener Menschen gibt, die letztendlich ohne Hilfe nicht auskommen. Und ein Film der zeigt, dass Pessimismus manchmal positiv gesehen werden sollte. Die Kunst liegt wohl darin, der eingestandenen negativen Situation, etwas Positives abzugewinnen. Norwegisches Kino auf sehr hohem Niveau. Urkomische Situationen und Charaktere, die bis zu letzten Minute Spaß machen. Tolle 80/100 Punkte.
(dw)

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