Filmstart: 27.03.2008
Original-Titel: Half Nelson
FSK: Ab 12
Verleih: Arsenal
Laufzeit: 109 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Ryan Fleck
Darsteller: Ryan Gosling, Shareeka Epps, Anthony Mackie, Monique Curnen, Karen Chilton, Jeff Lima, Tyra Kwao-Vovo, Rosemary Ledee, Tristan Wilds, Bryce Silver, Kaela C. Pabon (u.a.)
Inhalt: Spät, reichlich spät, schafft es „Half Nelson“ endlich in die deutschen Kinos.
Eine Geschichte über das Leben eines Highschoollehrers klingt nicht sonderlich interessant oder spannend, gar noch weniger, wenn es darum geht, einen Film darüber in Angriff zu nehmen. Regisseur Ryan Fleck gelingt es dennoch.
Der Geschichts- und Sportlehrer Dan Dunne (großartig, Ryan Gosling) unterrichtet an einer Highschool in New York nach eigenem Lehrplan. Seine unkonventionelle Art ist der Schlüssel zum Erfolg bei seinen Schülern, bringt ihn aber ebenso schnell in das Büro der Direktorin. Die weitaus größere Schwierigkeit ist jedoch Dunnes Drogenproblem, das er zunächst erfolgreich geheim halten kann. Im Laufe der Geschichte ist es gerade eine Schülerin, die ihn auf der Schultoilette zugedröhnt vorfindet. Das Geheimnis erfährt niemand, da Drey (Shareeka Epps), Tochter einer überarbeiteten und alleinerziehenden Mutter, ebenfalls dicht hält. Allmählich entwickelt zwischen den beiden eine Freundschaft…
Unsere Meinung: „Half Nelson“ wird gern in das Genre des Drogenfilms gesteckt, obwohl er anders als typische Vorgänger (man denke nur an „Trainspotting“ oder „Requiem of a Dream“) ist. Der Film verzichtet nicht auf den totalen Absturz seines Hauptdarstellers, oft genug erscheint dem Zuschauer Dunne als totales Drogenwrack. Allerdings nimmt sich der Film Zeit für die Entwicklung seiner Charaktere. Das Abgleiten in die immer stärkere Sucht frisst Dunne buchstäblich auf. Dafür verantwortlich ist das großartige Schauspiel Ryan Goslings. Die Darstellung eines guten Lebens nach außen, zermatert ihn innerlich immer stärker. Irgendwann fällt die Fassade und er muss sein Geheimnis mit Schülerin Drey teilen.
Die Konstellation Schüler-Lehrer erweist sich zudem als verzwickt, da sich im Laufe der Handlung Drey als Drogenlieferantin entpuppt. Da sie ihre Zeit entweder mit Basketball oder Kumpel Frank, der sich als Drogendealer offenbart, verbringt, wird sie in die „Geschäfte“ des vermeintlichen Freundes mit hineingezogen. Den vorläufigen Höhepunkt schildert jene Situation, in der Drey ihrem Lehrerfreund Dan Dunne als Drogenkurier gegenüber steht. Der Lehrer ist Kunde, die Schülerin Drogenlieferantin. Während Dunne stetig tiefer im Drogensumpf versinkt, driftet auch Drey immer stärker ins Drogenmilieu ab…
Fazit: Regisseur Ryan Fleck ist es mit „Half Nelson“ gelungen, aus einer einfachen Geschichte eine beeindruckende Charakterstudie zu kreieren. Allen voran Hauptdarsteller Ryan Gosling ist dabei hervorzuheben. Durch Mimik, Gestik und einer hohen Intensität an schauspielerischer Fähigkeit mimt er einen Süchtigen der einem nur noch leid tut und dem man wünscht, dass er durch Freundschaft und einen starken Lebenswillen den Absprung schafft.
Das der Film manchmal seine Längen hat kommt der Charakterentwicklung dieses Indepent-Streifens zu Gute. Ein stiller, interessanter und erschüttender Film, der durch sein Einfühlungsvermögen nachhaltig in den Köpfen bleibt – wenn man sich darauf einlässt.
Er mag nicht Jedermanns Geschmack treffen, er sei allerdings Jedem zu empfehlen. 85/100 Punkten.
(dw)
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