Filmstart: 14.05.2009
Originaltitel: Ichi
FSK: Ab 16
Verleih: Rapid Eye Movies
Laufzeit: 118 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Fumihiko Sori
Drehbuch:
Kan Shimosawa
Darsteller: Haruka Ayase, Takao Osawa, Shidou Nakamura, Yosuke Kubozuka, Ryosuke Shima, Go Riju, Akira Emoto, Riki Takeuchi, Toshiki Masuda

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Inhalt: Die Nacht bricht herein, der Wind weht kalt und unerbittlich ums Haus. Die blinde Wandermusikerin Ichi zieht einsam von Tür zu Tür, um mit ihrer Kunst ein wenig Geld zu verdienen oder einen Unterschlupf zu finden. Stattdessen stößt die junge Frau aber nur auf Ablehnung oder Gewalt. Doch wer ihr wehtun will, erlebt eine Überraschung: Trotz ihrer Blindheit ist Ichi eine Meisterin mit dem Schwert und zögert nicht, es für ihren Schutz einzusetzen. Als sie den tollpatschigen Toma kennenlernt, ist es mit ihrer Einsamkeit schlagartig vorbei. Dieser hält sich für einen großen Samuraikämpfer, entpuppt sich aber immer wieder als Kampfanfänger, der froh sein kann, die geheimnisvolle Ichi helfend an seiner Seite zu haben. Als sie von Mitgliedern einer Bande bedroht werden, braucht die blinde Musikerin nur einige Male ihr Schwert zu zücken, um die Situation zu klären. Als einige Bewohner des nahegelegenen Ortes dazu kommen, glauben sie, dass der Samurai Toma die Fieslinge überwältigt hat. Sie engagieren ihn, um den Ort und seine Bewohner vor der gefährlichen Binto-Bande mit dem skrupellosen Anführer Banki zu beschützen. Er willigt ein, Ichi unterdessen ist die Verwechslung durchaus recht, denn sie hat ein ganz anderes Ziel: Sie sucht ihren Vater, der ihr – ebenfalls blind – einst die Kampfkunst beigebracht hat. Während ihres Aufenthalts im Ort schlägt sich Toma in seiner neuen Rolle als Kampfmeister durch, Ichi ergründet ihre Wurzeln und während die beiden sich langsam näher kommen, bleibt es dem brutalen Banden-Anführer Banki nicht verborgen, dass etwas vor sich geht…

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Unsere Meinung: Blind – und dennoch ein Meister mit dem Schwert, das sich unscheinbar im Blindenstock verbirgt. Das kommt Asia-Fans bekannt vor, oder? Kein Wunder, denn die Filmfigur Zatoichi geistert bereits seit Jahrzehnten durch das asiatische Kino – zuletzt 2003 mit Takeshi Kitano, als reisender Masseur mit begnadeter Schwertkunst. Diesmal ist es zum ersten Mal eine Frau, die in die Kultrolle schlüpft und das erscheint fast als Hommage an die berühmte Zatoichi-Figur. Die Ruhe der japanischen Landschaft, der schnelle Umgang mit dem Schwert, spritzende Fontänen von leuchtend-rotem Blut: Das alles erinnert unweigerlich an Kitanos Erlebnisse als blinder Samurai. Darüber hinaus ist „Ichi – Die blinde Samurai-Kämpferin“ aber noch mehr als eine bloße Blaupause des Vorgängers. Die dramatische Geschichte mit vielen stillen und traurigen Momenten, gepaart mit gegensätzlichen Kampfszenen in denen Körperteile abgetrennt werden und das Blut die Erde rot färbt, hat eine eigene Qualität. Dramatisch und bewegend wird Ichis Vorgeschichte zutage gefördert und auch die anderen Figuren haben ihre Geschichte, die sie zu dem werden ließ, der sie heute sind. Der gnadenlose Kampf zwischen herzlosen und brutalen bösen Buben sowie den rechtschaffenen und unterdrückten Bürgern ist sicher nicht neu. Der Asia-Action Film sticht nicht durch eine einzigartige Story und begnadete Schauspieler heraus. Einige Eastern-Fans könnten sogar enttäuscht sein, da der Film sein Potential nicht völlig nutzt. Dennoch vermag die junge, hübsche Ichi zu zeigen, dass es im japanischen Kino durchaus auch starke Frauen gibt, die mit dem Schwert umgehen können und die Männer das fürchten lehren.

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Hintergrundinfos: Zatoichi ist ursprünglich eine literarische Figur des japanischen Schriftstellers Kan Shimozawa. Durch zahlreiche Fernsehserien und Verfilmungen erlangte die Figur nicht nur in Asien, sondern in der ganzen Welt Bekanntheit. Die Vorsilbe „Zato“ ist dabei nur ein abschätziger, früherer Ausdruck für Blinde. Der Name der Figur lautet eigentlich nur „Ichi“. Der blinde Masseur beherrscht die Schwertkampftechnik Iaijutsu – die Besonderheit dabei ist, dass das Schwert einhändig und mit der Klinge nach unten anstatt nach oben geführt wird. Zur Orientierung im Kampf dient dem Blinden das gut ausgebildete Gehör, welches ihm die Position und Bewegung des Gegners verrät. „Ichi – Die blinde Schwertkämpferin“ ist der 27. Film, der Zatoichi thematisiert. Erstmals ist es eine Frau, die als blinde Wandermusikerin ebenfalls ihr Schwert im Blindenstock bei sich führt und die Gegner mit ihrem Können überrascht.

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Fazit: Ichi erfindet die legendäre Samurai-Figur ohne Augenlicht nicht neu, betrachtet sie aber aus einer anderen Perspektive. Eine starke Frau mit einer ernsten Vergangenheit geht ihren Weg im alten Japan. Die bewährte Mischung aus Blutfontänen und melancholischen Momenten stellt eine moderne Hommage an den Samuraifilm – für Genre-Fans schon alleine deshalb sehenswert. Das gibt von uns 70/100 Punkten.

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Übrigens: Da der Film wohl nicht das große Kinopublikum bedient, ist er nur in ausgewählten Kinos zu sehen. Dort wird der Film außerdem nur im japanischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt. Trotz der Lesearbeit ein Zugewinn an filmischer Atmosphäre, da nervige und unpassende deutsche Synchronstimmen den Filmgenuss ziemlich verderben können. Die aktuellen Spielstätten findet ihr hier: Klick hier

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