Filmstart: 28.2.2008
Original-Titel: I’m Not There
FSK: Ab 12
Verleih: Tobis
Laufzeit: 135 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Todd Haynes
Darsteller: Christian Bale, Cate Blanchett, Heath Ledger, Richard Gere, Julianne Moore, Michelle Williams, Ben Whishaw, Charlotte Gainsbourg, Marcus Carl Franklin, David Cross (u.a.)
Inhalt: „Inspired by the many lives of Bob Dylan“ ist im Vorspann von “I’m not there” zu lesen. Der große Poet, Egozentriker, Rebell der amerikanischen Musik mit der „asthmatischen, weinerlichen Stimme“ wird aufgeteilt in sechs verschiedene Personen, die sogar verschiedene Namen tragen und einige der vielen Leben(s-Abschnitte) von Bob Dylan verkörpern, von den Anfängen in Greenwich Village bis zum völligen Rückzug im Alter – doch selbst dieser ist nur eine Illusion, und gelingt ihm letztlich nicht. Er muss wieder mit seinem Gitarrenkoffer, der die Aufschrift „This machine kills fascists“ trägt, auf einen Zug aufspringen.
Eine Handlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht, der Film ist verworren, er reiht permanente Sprünge zwischen den Erzählzeiten aneinander. Dabei erkennt der halbwegs informierte Zuschauer einige legendäre Szenen aus dem ereignisreichen Leben des Protagonisten wieder – so etwa den Auftritt beim Newport Folk Festival, bei dem Dylan wegen seines Wechsels zur Rockmusik und elektronischen Einflüssen als Verräter an der Folk-Musik ausgebuht wurde. Besonders ausführlich kommt die politisch brisante Zeit der 60er mit Rassenunruhen, Vietnamkrieg und Kaltem Krieg vor, die auch die Hochzeit von Dylans Schaffen war. Auch ein kindischer Gastauftritt der Beatles mit Quietschestimmen darf nicht fehlen.
Unsere Meinung: Nur Dylan-Maniacs werden diesen Film „verstehen“, alle Szenen, Personen und Andeutungen zuzuordnen wissen. Der Film will gar nicht, dass jeder ihm folgen kann – er ist den wahren Verehrern des Künstlers vorbehalten. Die Lebensgeschichte der lebenden Legende Bob Dylan wird nicht erzählt, sie wird nur angedeutet, eine Atmosphäre geschaffen. Die Aufspaltung in sechs komplett unterschiedliche Personen erscheint folgerichtig angesichts der zahlreichen dramatischen Brüche, die in Dylans Leben stattgefunden haben. Ein großartiger, kreativer Einfall ist auch die Verkörperung des 11jährigen Dylans, wie er gerne gewesen wäre – nicht das wohlbehütete Mittelstandskind, sondern ein Vagabund, der von zu Hause wegläuft und auf Züge aufspringt. Man wird diesen Film nicht nacherzählen können, aber man hat am Ende doch ein Bild von diesem Idol, das um keinen Preis eines sein wollte, das scheinbar immer genau das tat, was gerade nicht von ihm erwartet wurde, manchmal vielleicht nur, um die Leute, die zum verhassten „Establishment“ gehörten, ein bisschen zu ärgern, etwa durch abstruse Nonsens-Antworten bei Pressekonferenzen.
Fazit: Ein Film, der dem Leben seines Helden gerecht wird, sich aber nicht an das Publikum anbiedert – also ganz im Sinne Dylans, und nicht umsonst „der erste Film, der von Bob Dylan persönlich gut geheißen wurde“, wie das Filmplakat stolz annonciert. Keine klassische Musik-Biographie wie etwa der Johnny-Cash-Film „Walk the line“, sondern ein Denkmal von einem Fan für Fans. Sehenswert ist er allein schon aufgrund der darstellerischen Leistung von Cate Blanchett, die eine der Verkörperungen des Meisters ist. Dafür, dass „Blowin’ in the wind“ nicht im Film vorkommt, dafür aber das unübertroffene „Like a rolling stone“ im Abspann, gibt es einen Bonus – insgesamt 70/100 Punkten.
(mf)
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