Filmstart: 15.05.2008
Originaltitel: Mio fratello è figlio unico
FSK: Ab 12
Verleih: Kool
Laufzeit: 100 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Daniele Luchetti
Darsteller: Elio Germano, Riccardo Scamarcio, Diane Fleri, Alba Rohrwacher, Angela Finocchiaro, Massimo Popolizio
Inhalt: Italien 1962: das kleine, eigens von Mussolini gegründete, Städtchen Latina ist Heimatort der Familie Benassi. Die fünfköpfige Familie wohnt in einem baufälligen Gebäude und versucht sich zu viert in der beengten Behausung nicht ständig auf die Nerven zu gehen. Das Nesthäkchen und jüngster Benassi-Spross Accio (jung: Vittorio E. Propizio, danach Elio Germanio) verweilt – freiwillig – in einem Priesterseminar, um die Kariere eines Geistlichen voranzutreiben. Lediglich sein älterer Bruder – Frauenliebhaber – Manrico (Riccardo Scamarcio) besucht Accio, um ihn von der fixen Idee, Priester zu werden, abzubringen. Mit Erfolg. Nach einer neuerlichen Erfahrung, nachts unter der Bettdecke, begreift Accio das wohl ewige Keuschheit und eine Priesterlaufbahn nichts für ihn ist. Er kehrt heim und findet sich in der kleinen Wohnung der Familie wieder. Der anstrengende Charakter Accios gestaltet das enge Zusammenleben nicht leichter und immer mal wieder schlagen brüderliche Zänkereien in Prügeleien um. Zuflucht findet Accio bei Tuchverkäufer Mario. Jener ist Mitglied der faschistischen Partei und versucht den jungen Ziehsohn für seine Interessen zu gewinnen. Während die Benassi-Tochter Violetta an einer Musikerkarriere arbeitet, der älteste Sohn Manrico in einer Fabrik einen Job findet und die Ideale der Kommunisten hochhält, wählt Accio Benassi die Mitgliedschaft in der faschistischen Partei und verscherzt es sich gründlich mit der Familie…
Unsere Meinung: Dem in Italien längst bekannten und erfolgreichen Regisseur Daniele Luchetti gelang mit „Mein Bruder ist ein Einzelkind“ ein Publikumserfolg. Großen Anteil daran hat wohl das Brüderpaar Accio/Manrico. Die Brüder sind in ihren Idealen grundverschieden und sich doch gerade im Verhalten so ähnlich. Neben unterschiedlicher politischer Auffassungen, herrscht auch Uneinigkeit beim Thema Frauen. Manricos Freundin Francesca findet Accio ebenfalls interessant und es ist ihm unbegreiflich, dass sie seinen Bruder vorzieht.
Die Ungleichheit der Brüder findet am stärksten in der Demonstration „Kommunisten gegen Faschisten“ ihren Ausdruck. Eine Szene, in der beide Benassis die jeweilige Seite vertreten. Und trotz ständiger Querelen finden die Brüder immer wieder zu einander.
Die Geschichte begleitet die Familie Benassi für etwa 10 Jahre. Eine lange Zeit, welche die Entwicklung der Brüder deutlich macht. Je mehr Reife Accio zugesprochen werden kann, desto stärker verblasst das Saubermannimage seines Bruders. Während die Faschistenideale Accio nicht länger überzeugen, schlägt Manrico einen immer härteren politischen Weg ein.
Ganz langsam vollzieht sich der Charakterwandel und Accio – genannt „das Ekel“ – wird seinem Spitznamen immer weniger gerecht.
Die 10 Jahre Kamerabegleitung merkt man dem Film nur manchmal an. Der Film ist so vollgepackt mit Geschehnissen, dass man glaubt, länger als 100 Minuten Film geschaut zu haben.
Fazit: Eigentlich schade, dass es italienische Filme viel zu selten in unsere Kinos schaffen. Wie auch andere kleine Vorgänger, erweist sich dieser Streifen als sehr sehenswert. Italienisches Flair, schwarzhumorige Dialoge, italienische Emotionen (kein Wunder bei den Streitigkeiten!) und italienische Darsteller. Ein Film der Spaß macht, manchmal etwas weh tut und unterm Strich ein Plädoyer für Jene unter uns ist, die auf dem Weg in die Zukunft zunächst irren und schließlich doch den richtigen Pfad finden 😉 Bitte mehr davon! 75/100 Punkten.
(dw)
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