Filmstart: 21.02.2008
Original-Titel: Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street
FSK: Ab 16
Verleih: Warner
Laufzeit: 118 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Tim Burton
Darsteller: Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Alan Rickman, Sacha Baron Cohen

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Inhalt: Die Geschichte des durch die Londoner Straßen ziehenden Frauenmörders „Jack the Ripper“ ist wohl bekannt. Wie aber sieht es mit Benjamin Barker aus? Wahrscheinlich eher dürftig. Und Sweeney Todd? Unbekannt ist dieser Name keinesfalls, immerhin ist “Sweeney Todd” eines der bekanntesten Broadway-Musicals. Regisseur Tim Burton (u.a. Edward mit den Scherenhänden) hat sich der nach Vergeltung sehnenden Figur „Sweeney Todd“ angenommen. Und sie wird gespielt von Burtons Lieblingsmimen Johnny Depp.
Die Geschichte des Barbiers Benjamin Parker ist schnell erzählt. Zusammen mit seiner Frau Lucy und der kleinen Tochter sind sie eine glückliche Familie. So glücklich, dass das Familienidyll Neider anzieht und zerstört wird. Der skrupellose Richter Turpin (Alan Rickmann) lässt Barker verhaften, aus London verbannen und nimmt sich dessen Frau und Tochter an, welche er nach dem Tod der Mutter adoptiert und wie in einem goldenen Käfig gefangen hält. Burtons Film beginnt mit der Wiederankunft Benjamin Barkers, der nun als Sweeney Todd seinen Rachdurst stillen und Vergeltung üben will. In der Fleet Street findet er über dem berühmt-berüchtigten Fleischpastetenladen von Mrs. Lovett (Helena Bonham Carter) sein zukünftiges Arbeitszimmer. Zudem auch seine Freunde, die ihn nie verlassen haben – seine silbernen Rasierklingen. Seit seiner Wiederkehr ist Mrs. Lovett vom düster erscheinenden Fremden fasziniert und unterstützt ihn in allen Belangen. Ihr eigener Laden läuft schlecht – wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Pastetenfleisch aus streunenden Katzen nicht mehr Jedermanns Geschmack trifft. Zudem sieht sich „Mr.T“ (wie er von Mrs. Lovett genannt wird) zunehmend dem Problem konfrontiert, dass die ihn aufsuchenden Kunden seinen Barbier-Salon nicht mehr lebendig verlassen. Nun, der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel. Der Barbier wird seine Leichen los und Mrs. Lovett`s Fleischpastetenladen erlebt eine zweite Renaissance.

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Unsere Meinung: Tim Burtons „mörderisches Grusel-Musical“ ist so gar nicht Genre-typisch. Selten quietsch-bunte Farben, spärliche Tanzeinlagen, aber immer wieder Gesang aller Darsteller. Manchmal reichen gar Mimik, Gestik und ein Blick in die Augen des nach Rache strotzenden Sweeney Todd. Es braucht keine Worte oder Liederreime. Die düstere Grundstimmung des Charakters wird im gesamten Film sichtbar. London gleicht einem versifften Armenhaus, deren Bevölkerung sich elendig in den Gossen der Stadt über Wasser zu halten versucht. Je kompromissloser „Mr. T“ agiert, desto mehr verfällt ihm Mrs. Lovett.

Fühlt man (so abwegig es klingen mag) in den ersten Filmminuten Mitleid, gar Verständnis, für den Barbier, so verschwindet jedes Mitgefühl wenn der Zuschauer bemerkt, dass Sweeney Todd in seinen Handlungen komplett ausufert. Getrieben von dem Ziel seine Tochter wiederzufinden und seinen Widersacher Turpin zur Strecke zu bringen, übersieht er selbst einen potentiellen Hoffnungsschimmer….

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Fazit: Ein dreckiges London, ein singender Johnny Depp und eine ihm ebenwürdige Helena Bonham Carter in einem Musical-Film, der aufgrund seiner Andersartigkeit, etwas ganz besonderes ist. Alte und neue, meist singende, Gesichter und wunderbare Kostüme. Es mag anfangs etwas schwierig sein, doch man findet sich schnell zurecht im London des 19. Jahrhunderts. Der beängstigende und bedrückende Grundtenor des Films wird durch bitterböse Dialoge bzw. Liederreime entstaubt. Es wird gesungen, ein wenig getanzt und unablässig gemordet….
Beeindruckende 95/100 Punkten.
(dw)

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