Filmstart: 15.01.2009
Originaltitel: Revolutionary Road
FSK: Ab 12
Verleih: Paramount
Laufzeit: 119 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Justin Haythe
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Michael Shannon, Kathryn Hahn, David Harbour, Kathy Bates
Inhalt: Connecticut in den 50er Jahren. Das Ehepaar Wheeler lebt ein gutbürgerliches Leben in einem amerikanischen Vorort. Frank Wheeler geht dem sicheren Job nach, der ihn in keinster Weise ausfüllt, aber den Lebensstandard der Familie sichert. Ehefrau April ist Hausfrau und Mutter, kümmert sich um die beiden Kinder. Eigentlich ein beschauliches Leben. Wäre da nicht die absolut persönliche Unzufriedenheit beider Ehepartner.
April möchte aus dem starren Gefüge der Spießbürgerschaft entfliehen und versucht sich als Theaterspielerin – der Erfolg ist eher zweifelhaft. Auch ihr Ehemann Frank geht mehr angewidert als hochmotiviert seiner Bürotätigkeit nach. Während Frank jedoch das Geld verdient, sieht sich April in der Vorstadtidylle gefangen. Sie plant einen Umzug nach Paris, um das Familienleben und vorrangig die eigene Ehe aufzufrischen. Sie würde einer Arbeit nachgehen und Frank wäre derjenige, der in Europa zu sich selbst finden könnte. Nach kurzer, aber sicherer Überzeugungsarbeit, steht der Umzug nach Frankreich bevor. Der sichere Tapetenwechsel kommt allerdings durch eine Beförderung Franks und eine ungewollte Schwangerschaft Aprils zum Erliegen und das Konfliktpotenzial steigt.
Unsere Meinung: Dass Kate Winslet und Leonardo DiCaprio auf der Leinwand ein oscarreifes Paar darstellen, ist wohl seit Titanic hinlänglich jedem bekannt. Doch das hiesige Zusammenspiel beider Schauspieler verläuft auf einer anderen Ebene. Keine Harmonie, keine Zufriedenheit. Stattdessen Unzufriedenheit, Hoffnungslosigkeit und sogar beginnender Hass dem Ehepartner gegenüber.
Die Hoffnung Aprils auf Abwechslung, gar Erlösung aus dem alltäglichen Trott einer Hausfrau, wird immer wieder zerstört. Das Ausbrechen aus dem Gefüge Ehe und Hausfrauendasein gelingt ihr mit Flucht auf die regionale Theaterbühne nur mäßig. Zudem scheinen nicht einmal die befreundeten Nachbarn die Not der Lage zu erkennen. Abwechslung und die Flucht nach Europa scheinen als Ziel einzig möglich. Weg, einfach weg, sich selbst verwirklichen und die ehemalige Vorzeige-Ehe retten. Mehr ist es gar nicht, was April möchte. Immerhin wurden sie und Ehemann Frank schon früher von Außenstehenden als etwas Besonderes wahrgenommen und sie glauben auch selbst, dass sie etwas weniger provinziell als die ihnen umliegenden Nachbarsfamilien sind. Problematisch ist jedoch die Schwierigkeit aus dem Korsett der Belanglosigkeit und Normalität herauszutreten. Des eigenen verhassten Lebensstils überdrüssig spitzt sich die Situation im Hause Wheeler dramatisch zu. Die Dialogsequenzen von Winslet und DiCaprio – vor allem in der letzten halben Stunde – sind absolut großartig und offenbaren die beiderseitige schauspielerische Klasse. Das gegenseitige Spiel beider Ehepartner, die nicht mehr zueinander finden können, schaukelt sich bis zum bitteren Ende derart hoch, dass dem Zuschauer beinah das Blut in den Adern gefriert. Wut, Zorn, Bitterkeit und Resignation treffen unausweichlich aufeinander und stellen das gesamte Konstrukt Familie und Ehe in Frage.
Fazit: Sam Mendes Romanadaption zeigt, wie schon bei American Beauty, eine detaillierte Zeichnung der Figuren. Eine Milieustudie des amerikanischen Kleinbürgertums, das absolut von den beiden Darstellern Winslet und DiCaprio getragen wird. Mögen die ersten Minuten etwas lang erscheinen, ist der Endspurt umso intensiver und konfliktreicher. Eine gelungene Umsetzung und definitiv sehenswert. 75/100 Punkten.
(dw)
Schreibe einen Kommentar