Filmstart: 27.03.2008
Original-Titel: Le scaphandre et le papillon
FSK: Ab 12
Verleih: Prokino
Laufzeit: 112 Minuten
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Regie: Julian Schnabel
Darsteller: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Marie-Josée Croze, Anne Consigny, Patrick Chesnais, Marina Hands, Max von Sydow (u.a.)
Inhalt: Jean-Dominique Bauby, Chefredakteur der französischen „Elle“ und Frauenheld, leidet nach einem Schlaganfall an dem seltenen „Locked-in-Syndrom“ – er ist, bis auf sein linkes Auge, vollständig gelähmt. Zunächst reagiert er auf die Situation mit Zynismus, dann mit Verzweiflung. Doch schließlich beginnt er, die Situation zu akzeptieren – „Ich habe beschlossen, mich nie wieder zu beklagen“. Seine Logopädin denkt sich eine Methode aus, mit der er kommunizieren kann, indem er blinzelt. Auf diese Weise diktiert er seine Autobiographie. Zunehmend sieht er die Dinge und Menschen – seine Kinder, seinen Vater, sein Verhältnis zu den verschiedenen Frauen in seinem Leben – mit anderen Augen (oder eigentlich nur mit Einem). Und sagt über die Zeit vor dem Unfall: „Ich habe gar nicht richtig gelebt“.
Unsere Meinung: Das Eingeschlossensein in eine Taucherglocke ist ein Sinnbild für den Zustand Baubys – eines Menschen, der erfolgreich und angesehen war, Affären hatte, für seinen Job lebte, sich nicht allzu viele Gedanken machte. Wahrscheinlich ein ziemlich durchschnittlicher Mensch, der plötzlich gezwungen wird, bescheiden zu sein, zuzuhören. Aber auch, sich abzufinden mit der Hilflosigkeit und dem Verlust der Selbstständigkeit – das geht bis hin zu so banalen Dingen, wie der Unfähigkeit, zu protestieren, wenn der Arzt an der spannendsten Stelle des Fußballspiels den Fernseher abschaltet. Der Maler Julian Schnabel findet wunderbare Mittel und Bilder, um den Zuschauer unmittelbar in die Situation „Jean Do“’s hineinzuversetzen. So nimmt die Kamera über die meiste Zeit des Films seine Perspektive ein. Wenn er blinzelt, wird die Leinwand kurz schwarz. Eine Stimme aus dem Off erzählt den inneren Monolog Baubys, also das was er sagt, ohne dass ihn jemand hören könnte. Von den restlichen Figuren bleiben einige zu blass, beispielsweise Inés, seine aktuelle Geliebte. Sehr berührend hingegen ist der 92-jährige Vater, der nach dem Tod seiner Frau nun noch diesen tragischen Unfall seines Sohnes miterleben muss. Er versucht, ihn mit den Worten zu trösten „Wir leiden beide an einem Locked-in-Syndrom. Du bist in deinem Körper gefangen, und ich in meiner Wohnung, die ich nicht mehr verlassen kann.“ Doch eigentlich ist er es, der getröstet werden müsste, und nach dem Telefonat weint er bitterlich. Der Film lebt von solchen stillen, berührenden Momenten.
Fazit: Ein sehr intimes Portrait eines Mannes, der an seinem Unglück gerne verzweifeln würde, sich dann aber anders entscheidet. Ein ruhiger Film, der sehr von seinen träumerischen, manchmal verschwommenen Bildern lebt. Kleiner Minuspunkt: die vielen Frauen des Films – die Logopädin, die Physiotherapeutin, die Frau vom Verlag, Baubys Ex-Frau, seine Geliebte… sind optisch kaum zu unterscheiden, so dass man gelegentlich nicht mehr durchsieht, wer wer ist. Alles in Allem 70/100 Punkten.
(mf)
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