Young@Heart:

Filmstart: 02.10.2008
Originaltitel: Young @ Heart
FSK: Ab 6
Verleih: Senator
Laufzeit: 107 Minuten
Trailer: Klick hier
Regie: Stephen Walker
Mitwirkende:
Bob Cilman, Brock Lynch, Janice St. Laurence, Jeanne Hatch, Joe Benoit, Stan Goldman, Louise Canady, John Larareo, Dora B. Morrow (u.a:)

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Inhalt: Eine alte Dame schmettert „Should I stay or should I go“ von The Clash auf einer Bühne und erntet stehende Ovationen des begeisterten Publikums. Eileen Hall ist 92 Jahre alt und Mitglied des Chores „young @heart“, dessen Durchschnittsalter aller Mitglieder bei etwa 80 Jahren liegt. Der Film beginnt 10 Wochen vor der Aufführung des neuen Programms in Northhampton. Viele Pop-& Rocksongs, sowie Soulklassiker stehen auf der Wunschliste von Chorleiter Bob Cilman. Besondere Songs, die von Menschen jenseits der 70 mit voller Hingabe und individuellem Stil interpretiert werden. So unterschiedlich die Musiktitel, so speziell erscheinen die Menschen. Ob noch immer in bester Flirtlaune oder in einem Cabrio die Ortsstraßen durchfahrend, alle Mitglieder verbindet die Gesangesgemeinschaft im Chor. 

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Unsere Meinung: Der Film begleitet den gesamten Chor und besucht einige Mitglieder auch im privaten Heim. In jeder Interviewsequenz wird dem Zuschauer die Freude am Leben offen gezeigt. Und das obwohl natürlich fast jedem Mitglied das Alter in den Knochen steckt. Stan Goldman kann nicht ohne Hilfe aufstehen. Jack Knittle wurden nach mehreren Bypässen noch zwei Jahre gegeben. Er lebt noch immer, ist angewiesen auf ein Sauerstoffgerät und möchte das Singen nicht aufgeben. Die „drei Musketiere“: Joe, der sechs Chemotherapien überlebte und am schnellsten Songtexte lernen kann. Eileen, die nur mit Gehstock laufen kann und Lenny, der das Trio mit 87 Jahren immer wieder zu den Proben fährt, da nur noch er allein die vollständige Sehkraft besitzt.
Der Zuschauer erfährt die Lebenseinstellung einiger Chormitglieder sehr genau. Jeder stellt die eigene Zufriedenheit mit dem Leben in den Vordergrund. Einen großen Teil des inneren Wohlgefühls stellt der starke Rückhalt in der festen, singenden Gemeinschaft dar.
Der Wille dieses Projekt fortzuführen und niemals aufzugeben, ist auch als Dankeschön an Jene zu verstehen, welche die Gemeinschaft verlassen hat. Während der Vorbereitungen auf die Heimatshow verliert das Chorensemble zwei seiner charismatischsten Mitglieder. An Aufgabe wird nie gedacht. Im Gegenteil: Es sind die Schicksalsschläge und die Trauer um die ehemaligen Weggefährten, die jedes verbleibende Mitglied motivieren.
Andere etwaige Hindernisse sind: ein fehlender Rhythmus, wiederkehrende Textunsicherheiten an immer der gleichen Stelle oder die Schwierigkeit, sich das kleine Wörtchen „Can“ aus dem Song „Yes We Can Can“ von Allen Toussaints 71 Mal zu merken. Diese kleinen Probleme lassen den Chorleiter manchmal fast verzweifeln. Nicht ohne Grund antwortet dieser auf die Frage, wo sich der Chor gerade befindet mit: „in der Hölle!“. Trotz der kleinen Stolpersteine rückt der Auftritt immer näher. Absoluter Höhepunkt ist ein angedachtes Duett, das leider als Solo von Jack Knittle aufgeführt wird. Seine Interpretation von Coldplays „Fix you“ garantiert Gänsehaut und öffnet die Tränendrüsen (um ein weiteres Mal).

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Fazit: Diese Dokumentation über einen Chor lebensbejahender Alten ist genau das, was dem schönen, jungen und perfekten Kino fehlte. Keine Attitüden, sondern die ungeschminkte Wahrheit. Menschen, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters jederzeit mit Verlust und Trauer konfrontiert werden und trotzdem eine beeindruckende Lebensenergie versprühen. Die 92-jährige Eileen Hall meint, wenn sie eines Tages fort ginge: „werde ich auf einem Regenbogen sitzend hinunter auf meine Leute schauen“. Erfrischende, traurige, witzige und zutiefst bewegende 85/100 Punkte. 
(dw)

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Der Filmbesuch erfolgte dank einer Einladung von dot-friends.com . Dot-friends arbeitet im Auftrag von Senator Entertainment. Das Review wurde davon allerdings nicht beeinflusst.

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